Ich liebe ihn, den Blick aus dem Fenster, was sehe ich ?

Beim Blick aus dem Fenster, hält sich das Auge auf einen Ausschnitt des Lebens nach Draussen fest. Ich fotografiere oder male diese festen Umrandungen und Grenzen  sehr gerne. Ich vergleiche diese Abschnitte heute mit Lebensabschnitten. Dabei vertiefe ich mich in Gedanken und es hilft oft den Kopf für Sekunden frei zu machen oder auch nachdenklich zu werden über das, was man gerade erlebt, erträgt, übersteht oder worüber man sich erfreut. 

Heute sage ich, ich habe genug von 25 Jahren Ehrenamt!

Punkt. 

Ich blicke auf eine Zeit voller wunderbarer Begegnungen, interessanten,  so nützlichen Projekten und einige, wenige dazugehörige Wegbegleiter, die noch Freunde sind. Ich wurde mit viel Wissen und Erfahrungen versorgt. Es begann mit Ehrenamt „light“ neben Beruf und kleinen Kindern, eine willkommene Abwechslung um regelmäßig auf Menschen zu stoßen, mit gleichen Gedanken und Ideen. Einfach auch für Andere da zu sein. 

Was zu bewegen, für uns „Ossis“ nach der Wende einfach eine Möglichkeit zusammenzufinden. Man ist organisiert, hat Termine und  findet das soziale Miteinander einfach schön. Das waren wir gewohnt im Osten Deutschlands.  „Als alleinstehende Mama, versaure ich nicht „, habe ich mir gesagt. Wie froh war ich dabei zu sein! Voller Hochachtung und Respekt schaute ich auf die damaligen, „alten Hasen“ des Vorstandes hoch angebunden in der Politik. 

Das Ehrenamt wird in unserer Gesellschaft von Politikern hoch gelobt. Wie wichtig es sei, dass sich Vereine bilden. Das Ehrenamt ist in diesem Land nicht gering einzuschätzen, es hilft Jugend – und Integrationsarbeit zu leisten. Alte Menschen sollen nicht vereinsamen, sowohl in den Städten, als auch in den Dörfern. Es gäbe so viel zu nennen, was ehrenamtliches Engagement zu leisten vermag und ist in unserer Gesellschaft nicht wegzudenken. Es löst die Konflikte, die der Staat nicht lösen kann. Es gibt so viel zu tun für Menschen in Not bzw. für die weitreichende Sozialpolitik. Abends Fernsehen, Couch ist für mich und viele Menschen nicht die Erfüllung. Man möchte  trotz beruflicher Auslastung, noch was bewegen, kommunizieren und soziale Begegnungen haben. 

ABER: 

Was ist, wenn Ehrenamt zur Belastung wird?

Was ist, wenn  man in einer Sackgasse angekommen ist?

Warum gerate ich in eine Situation von unzählbaren Stunden, die den Rahmen der Freizeit mehr als überschreitet und meine Belastungsgrenze deutlich spüren lässt ? 

ANTWORT:

Plötzlich merkt man trotz eines jahrelangen Prozesses, du bist da oben angekommen und nur noch für das Hauptamt tätig, was aus diesem Verein vielfältig hervorgegangen ist. Du bist viel zu weit weg von den eigentlichen Projekten und der Basisarbeit. Aber versuchst auch das noch in Deinen Ablauf mit hinzubekommen und was zu bewegen. Fragst Dich, wo kommen die Gelder her für die wichtigen sozialen Projekte, die müssen eben auch verdient werden?

Das Hauptamt  lenkt und leitet. Das geht auch lange Zeit sehr gut. Man erhält Berichte, Tagesordnungen für Sitzungen, Begründungen, wie und warum man gehandelt hat. So vergehen die Jahre und aus einem Verein wächst ein großes Unternehmen heraus. Welches in seinen Strukturen täglich arbeitet, wächst und sehr  erfolgreich ist. Der Verein bleibt bestehen und die geplanten Sitzungen nebst unzähligen Sondersitzungen und Konferenzen auch, sie vermehren sich sogar jährlich um das Doppelte und Dreifache, bis hin zur täglichen Befassung. Das eigentliche Tagesgeschäft ist nicht mehr zu überblicken, weil man ist ja am Ende des Tages nur „Ehrenamt*ler“  und oft noch nervig. Was frage ich und hänge mich in das administrative Geschäft überhaupt rein? Eigentlich kann man es auch nicht, weil viele Entscheidungen nicht möglich sind zu verfolgen. Du erhältst Hinweise und Vorgaben, die dem Hauptamt wichtig sind. Diese sind vorbereitet und schlüssig begründet und werden Dir vorgelegt . OK 

Was Dir bleibt ist alles am Ende zu verantworten, egal ob man gut oder schlecht informiert wurde. Man hätte sich doch informieren können, durch einen  zum Teil täglich unüberschaubaren Dschungel an E-Mails , Rundschreiben und Postsendungen. Manche wichtige  Information wird, wie sich herrausstellt auch gar nicht weiter geleitet. Ganz ehrlich, das bedarf dann eines persönlichen, unabhängigen  Referenten. Der alles bewertet und für beschlussfähig hält. Du fühlst dich gehetzt und merkst es nicht mal. Das Hauptamt arbeitet beruflich und meint man steht egal wann, immer  zur Verfügung, wenn was „abzusegnen“ ist. Alles wird dir verdeutlicht und begründet. Du vertraust. Du hast ein Leben und Arbeit neben dem Verein, das sieht aber keiner mehr ein im Gesamtgefüge, wenn es doch gerade so wichtig ist, was zu entscheiden.  Auf Anrufe, solltest du prompt reagieren und Mails sofort beantworten. Man erreicht dich nicht, heisst es, wenn du einfach deiner Arbeit nachgehst. Selbst im Urlaub, du musst erreichbar sein, sagst du Dir und findest es normal. 

Zu guter Letzt` bleibt dir das Erlebnis einer „Ehrenamtler *in“ nämlich  die Besetzungen in die großen Funktionen des Hauptamtes mitbestimmen zu dürfen, als ein ganz Spezielles und unvergesslich. Menschen können so „ehrlich“ und „uneigennützig“ sein. 

Nun ist das Gesamtpaket zu aufreibend und öffentlich geworden. Verantwortung gegenüber großer Mitarbeiterzahl zu tragen und nicht zur Unzeit zu gehen, war mein Ziel.

Das System sollte insgesamt überdacht werden, um Ehrenamt in der Größe und hinsichtlich der  Verantwortung überschaubar zu machen. Auch gemeinsam und im „Schulterschluss“ mit den verbliebenen Amtskollegen wird es trotzdem zur Last und sogar zur Hochbelastung. 

Danke sage ich, all denen, für die ich gerne tätig war. Danke an Menschen, die jetzt weiter machen, weil es weiter gehen muss. Das wird es!

Ich habe die Lust verloren an das, was mir einst großen Spaß gemacht hat. Vieles im großen Verein bleibt besser im Kopf und unausgesprochen. 

NIE WIEDER EHRENAMT ? Ich weiss es nicht? Erst mal Rückzug und Erlebtes auf allen Ebenen verarbeiten, gilt es gerade.

Auf mich warten neue weiterentwickelte, berufliche Weichenstellungen, private wunderbare Ziele und Aufgaben. 

Ich freue mich darauf und es bleibt  der unverrückbare Blick aus dem Fenster, der sich täglich verändert. Zum Glück!

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